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Re: An alle „modernen“ Softwareentwickler

„Modern“ ist eines dieser sich ständig weiterentwickelnden Adjektive, mit dem trendige Modedesigner und Architekten unbedingt assoziiert werden möchten. Und was ist mit Softwareentwicklern? Für sie gilt das eher weniger. In den letzten Jahrzehnten waren die Worte „modern“ und „Software“ in den Köpfen von Computerexperten quasi gleichbedeutend. Zugunsten aller, oder besser gesagt, zugunsten aller Menschen, die Software nutzen, hat sich unsere Vorstellung von moderner Softare grundlegend verändert.

Das Technologie-Dreigestirn aus Internet, Mobilfunk und Cloud zusammen mit den Ideen von nutzerorientierten Entwicklern hat, ausgehend vom Verbraucherbereich, sämtliche unserer Erwartungen über die Interaktion mit Computern neu definiert. Software und Computer sind nicht mehr komplex und exklusiv, sondern einfach bedienbar und in fast allen Bereichen unseres täglichen Lebens zu finden.

In der Vergangenheit hat industrielle Software viele Trends im Bereich Verbrauchersoftware schlichtweg ignoriert, weil diese für die Zielgruppe des industriellen Anwenders keine Rolle spielten. So war es beinahe Ehrensache, komplexe, unzugängliche, geradezu „hässliche“ Software mit unzählige Seiten umfassenden Anleitungen zu versehen. Denn was komplex und nicht jedem zugänglich ist, ist doch sicher auch besonders leistungsstark! Doch diese Zeiten sind vorbei, da ansprechend gestaltete mobile Apps, universell verfügbare Webseiten, Softwareupdates, die drahtlos geladen werden können, sowie Speicher für Videos, Fotos und Dokumente in der Cloud zuverlässig und benutzerfreundlich funktionieren.

Heute muss sich auch industrielle Software am Anwender orientieren, um schnell produktive Ergebnisse zu liefern. Zwar scheint es ganz logisch, den Anwender an oberste Stelle zu setzen, doch Computerexperten fällt das oft gar nicht so leicht. Deshalb ist es von größter Wichtigkeit, die Zusammensetzung von Entwicklerteams zu ändern und auch anwenderorientierte Mitarbeiter mit einem Quentchen mehr Einfühlungsvermögen und Kreativität mit einzubeziehen. Solche Designer und Künstler erstellen tendenziell visuell ansprechendere Anwendungen, denn Künstler schaffen nun mal bessere Kunst als Programmierer. Umgekehrt entwickeln Programmierer natürlich auch bessere Programme als Künstler. Wenn man also in einer rein visuellen Sprache arbeitet, ist es sinnvoll, auch Graphiker und Kunstexperten im Team zu haben. Denn gemeinsam liefern Designer und Programmierer Software, die sich am Anwender orientiert und auch ästhetisch gefällig ist – und das sind die Schlüsselelemente moderner Software.

Da Tablets und Smartphones auf Berührung reagieren, setzen Sie Apps voraus, die schnell und fließend ablaufen. Wenn bei einfachen Touch-Bedienungen die App nicht mit dem Finger Schritt halten kann, der über den Bildschirm wischt, ist sie bereits beinahe unbenutzbar. Das menschliche Auge nimmt es bereits wahr, wenn eine App bei solchen flüssigen Interaktionen mit nur 25 ms Verzögerung reagiert.

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Das menschliche Auge nimmt es bereits wahr, wenn eine App mit nur 25 ms Verzögerung auf Berührungen eines touch-basierten Geräts reagiert.

Denken Sie einmal daran, wie lange Sie bei modernen Suchmaschinen auf die Ergebnisse warten müssen. Nicht lange, oder? Warum also besitzt eine App einen Warte-Cursor, um ein einfaches Dialogfenster zu laden, wenn sämtliche digitalen Informationen der Welt ohne einen solchen zugänglich ist? Zwar müssen nicht alle Aspekte einer App die Reaktionszeit von wenigen Millisekunden auf Berührung oder die Geschwindigkeit der Internetsuche unterschreiten, doch die richtige Leistung an passender Stelle ist ein weiteres zentrales Element moderner Software.

Anwender erwarten heute berechtigterweise mehr von ihrer kommerziellen und industriellen Software. Diese neuen und, so bin ich überzeugt, zeitlosen Erwartungen sind eine große Inspiration für meine Arbeit. Als moderne Softwareentwickler müssen wir produktive, leistungsstarke Mess- und Automatisierungssoftware schaffen, die nicht nur anwenderfreundlich und visuell ansprechend, sondern auch für künftige Funktionen und höhere Leistung skalierbar ist.

Sind Sie derselben Meinung? Was sind die Merkmale moderner Software? Teilen Sie Ihre Ansichten in einem Kommentar.

https://decibel.ni.com/content/servlet/JiveServlet/downloadImage/179898/92-92/Fuller+headshot.jpg

Autor:

David Fuller besitzt fast 20 Jahre Erfahrung in der Softwareentwicklung und ist zurzeit Vice President of Application and Embedded Software bei NI.

Comments
Ludwig72
Member

Eine etwas provozierende Frage: Muss eine industrielle Anwendung im Material-Design oder mit iOS-GUI daherkommen, damit sich der Anwender sofort zurechtfindet, so wie er es von seinem Smartphone kennt? Wenn ja: Warum ist bei LabVIEW das Modern-Design immer noch Standard und die Erstellung moderner Oberflächen ein großer Zusatzaufwand?

In meinem Verständnis muss sich ein Entwickler doch zuerst mit der Funktionalität hinter einer Software auseinandersetzen. Für tolle Oberflächen fehlt dann die Zeit und das Geld. Genau das fällt mir auch immer wieder auf, wenn ich irgendwo durch Labore oder Produktionslinien laufe - ich erkenne LabVIEW-Anwendungen auf den ersten Blick an dem old-fashioned-GUI mit den vielen grauen unübersichtlichen Buttons.

LabVIEW-Blog-Team
Member

Hallo Ludwig72, 

Kurze Antwort: Nicht generell.

Lange Antwort:

Unter bestimmten Voraussetzungen, aber dennoch: 

- Viele verschiedene Anwender nutzen die Software.

- Die Software wird sehr oft eingesetzt: Produktionsstraße + Arbeiter

- Unterscheidungsmerkmal vom Wettbewerb

- Standard-GUI, das immer wieder eingesetzt wird 

Ich persönlich denke, es gibt eine ganze Reihe fertiger Buttons und sogar Themes, die man kostenfrei in der UI Interest Group herunterladen kann und somit auch nicht so viel Zeit investieren muss, um ansprechende Oberflächen zu gestalten. Mit den Einstellungen in den sichtbaren Paletten kann man dann auch direkt beispielsweise nur die Buttons der Silberpalette nutzen, und mit dem QuickDrop Plugin zum Ersetzen von Buttons mit dem entsprechenden Pendant aus der Silberpalette lassen sich Frontpanel zudem in kurzer Zeit etwas aufmöbeln. 

Viele Grüße

dein LabVIEW-Blog-Team

Ludwig72
Member

Das mit dem Quick-Drop-Plugin ist ein guter Hinweis, den ich noch nicht kannte.

Die Silberpalette sieht zwar besser aus, als die Standard-Palette, ist allerdings auch nicht ganz auf der Höhe der Zeit. In Zeiten von HTML5 sind Flat-Designs eigentlich Stand der Technik. Das gewohnte "Look and Feel", wie wir es von Smartphones und Tablets kennen, ist leider mit LabVIEW gar nicht so einfach realisierbar.

Ich hatte mal ein Projekt begonnen, mir eine eigene Flat-Design-Palette zu gestalten, der Zeitaufwand war dann aber doch größer als vermutet und so ist dieses Projekt dann leider wieder begraben worden.

LabVIEW-Blog-Team
Member

Hallo Ludwig,

so eine GUI kann durchaus zeitaufwendig werden; vor allem, wenn man alle Bedien- und Anzeigeelemente neu gestalten muss. Am FLAT-Design hat sich letztes Jahr einer unserer Product Marketing Manager versucht und dabei gezeigt, wie eine anspruchsvolle objektorientierte Oberfläche aussehen kann.

gui.jpg

http://bit.ly/lvbFrontpanel

Eventuell lassen sich von diesem Projekt Frontpanelelemente oder Ideen wiederverwenden.

Viele Grüße aus München

dein LabVIEW-Blog-Team